Unsere Radrennbahn feierte am 29.6.2024 -- 75-jähriges JUBILÄUM
Am vergangenen Samstag feierten die Ziegelsteiner "ASSEN" das 75 jährige Jubiläum der 1949 fertiggestellten Betonradrennbahn.
Das Team um Radsportabteilungsleiter Jan Posininsky verstand es eindrucksvoll Jung und Alt um sich zu versammeln und konnte im Hinblick auf den in Aussicht gestellten Projekteinstieg der Stadt Nürnberg mehr als überzeugen. Der Festakt bot einen Schwenk in die Historie der Rennbahn, Festzeltbetrieb mit Live-Musik, sowie zahlreiche Ehrengästen aus Politik und Sport. Neben Laufradrennen für die jüngsten waren Jedermanntrainings mit Renn- und Gravelrädern und Bahnradschnupperfahren im Angebot. Dabei zeigte sich, dass der Breitensport, der Schulsport und nicht zuletzt auch der Inklusionssport als Hauptbestandteil der zukünftigen Nutzung bereits funktionieren. Erstmals wurde die Machbarkeitsstudie des Architekturbüro ATP öffentlich vorgestellt, in welcher der Ausbau der Rennbahn und des Sportgeländes zu einem Radsportzentrum der Disziplinen Bahnradsport, Straßenradsport und Geländesport (Cross, MTB) projektiert werden.
Prominentenrennen
Der Festakt, der mit dem Entrollen des auf die Bahn gemalten Vereinslogos - dem Phönix - durch MdL Wolfgang Hauber und Grußworten an der Rennbahn inmitten von nahezu 100 Radfahrern begann, sowie die anschließende Rede des Oberbürgermeisters Markus König im Festzelt, fand großen Zuspruch unter den mehr als 250 Besuchern.
Höhepunkt für die Bürgervertreter der CSU, SPD wie auch Freien Wähler, war das Prominentenrennen über drei Runden, bei welchem den Teilnehmern nicht nur Schweißperlen von Hitze und Anstrengung auf der Stirn standen, sondern auch Respekt gegenüber den Steilkurven zu vernehmen war. Unter Anleitung der Nürnberger Altmeister Gerhard Duschl und Gerhard Scheller absolvierte am Ende Wolfgang Hauber die drei 400m Runden am schnellsten. Der passionierte Radfahrer und Mann der ersten Stunde, so Organisator oder Moderator Stefan Böhm, hatte sichtlich Spaß. OB König, der knapp dahinter ins Ziel kam, verwies, etwas außer Puste aber mit einem Augenzwinkern, auf seine Bodenständigkeit und dass er Höhenflüge eher meiden würde.
Inklusion zentraler Bestandteil
Matthias Schindler wird Ehrenmitglied: Neben etlichen ehemaligen Radsport Größen waren auch aktuelle Sportler zu einem Interview eingeladen. Eindrucksvoll schilderte Matthias Schindler, amtierender Welt-, Europa- und Deutscher Meister im Straßenzeitfahren seinen Weg zu den diesjährigen paralympischen Spielen in Paris. Der in der RV-Union beheimatete Nürnberger ist eigenen Angaben zufolge gut im Soll seines Trainings- und Wettkampfaufbaus mit dem Ziel unterwegs Olympia-Gold zu holen. Böhm, der in Personalunion sowohl "ASSEN" Radsportvorstand als auch 1.Vorsitzender der Union ist, konnte Schindler nebst seinen beiden jungen Vereinskameradinnen Michelle Wagner und Mouna Nifer die Ehrenmitgliedschaft obgleich ihrer letztjährigen Erfolge aussprechen. Die beiden blinden Radamzonen waren ebenfalls mit Deutschen Meisterschaftsehren von Bahn- und Straßenrennen zurück in die Kaiserstadt gekommen und konnten in diesem Jahr bereits bei Weltcup Rennen erste Erfahrungen sammeln. Beide Sportlerinnnen starten einen Aufruf, dass Sie nach Pilotinnen suchen, welche sie im Training unterstützen. Beide möchten bis 2028 zu den nächsten Paralympischen Spielen zum Nationalkader der Bundesrepublik gehören.
Großer Bahnhof bei den "ASSEN" in Ziegelstein
Nahezu alle Radsportvereine Nürnbergs und der Metropolregion fanden den Weg ins neue alte Radrennbahnstadion am Marienbergpark. Die Organisatoren hatten hier zu Sternfahrten der Vereine aufgerufen und ermöglichten den Vereinen und Sportgruppen wie beim berühmten Radklassiker "Paris-Roubaix" den letzten Kilometer auf dem Ziegelsteiner Oval zu absolvieren. So traten neben einigen Mitgliedern vom RC Herpersdorf auch Rennfahrer und Breitensportler vom RSC Fürth unter Leitung von Vereinsvorstand Bernd Hilpert und andere gar bis aus Coburg die Reise nach Nürnberg an, um an der Feier teilzuhaben.
Bahnradsport Ausstellung und Teilemarkt
Großen Anklang fand auch der Rückblick in die Historie der ASN-Rennbahn. So stellten die Radabteilungs-Mitglieder zahlreiche Recherchen an, um Fotos, Daten und Berichte aus den Anfangsjahren ab 1949 auch den Besuchern zugänglich zu machen. Dabei erfreuten sich insbesondere die Anwohner über die Bilder, in welchen ihre damaligen "Neubauten" an der Rennbahn zu sehen sind. Der Radjournalist Manfred Marr stellte zahlreiche Unterlagen aus seinem Archiv zur Verfügung und verfasste einen "Erlebnisbericht" der Jahre 1952 bis 1969, in denen er keinen Renntag in Ziegelstein verpasste. Die RV Union Nürnberg e.V. öffnete seine Chroniken und Fotoalben, sodass aus den Lebensläufen Loni Salomons und Georg Umbenhauers auch Berichte aus der Vorkriegszeit ab 1925 zu bestaunen waren, als die Rennen noch ohne Steilkurven und Beton auf Asche ausgetragen wurde - bei widrigen Wetter Umständen ein wortwörtliches "Omnium-Matsch-Rennen". Nicht zuletzt waren am vergangenen Samstag auch Zeitzeugen wie beispielsweise Werner Heidrich der Einladung gefolgt, der selbst die Schaufel beim damaligen Aufbau der Bahn in der Hand hatte und Anekdoten von damals zum Besten gab.
Neben einem Bahnrad-Teilemarkt, bei dem mehrere Liebhaber Modelle den Besitzer wechselten, organisierte Stefan Böhm auch eine Ausstellung historischer Bahnmaschinen. So organisierte er vom SV Niederpöring und dem Radsportmuseum Otto aus Passau eine 1952er BMW 25/2 Schrittmachermaschine, ein Puch-Derny sowie ein Bahnrad der 1920er Jahre nach Nürnberg. Der RC Derny Nürnberg mit Vorstand Peter Schinner sowie der Verein Sportplatz e.V. (ehem. Radrennbahn Reichelsdorfer Keller) steuerten mit einem Derny Kleinkraftrad, respektive einer Honda CB 500TT aus dem Jahr 1977 Schrittmacher Exponate zur umfangreichen Ausstellung bei. Dankenswerterweise stellten verschiedene Privatsammler Verfolger- und Massenstart-Rennmaschinen aus allen Epochen zur Verfügung, um der Feier den nötigen Rahmen zu geben.